(Sergej Kisima)
Postsowjetischen Staaten fehlt es an Internationalismus. Diesen Standpunkt äußerte der stellvertretende Leiter des Lehrstuhls für internationale Beziehungen der Akademie für öffentliche Verwaltung beim Präsidenten der Republik Belarus Doktor politischer Wissenschaften Sergej Kisima während der Internet-Videokonferenz „20 Jahre ohne UdSSR: geopolitische Folgen nach Zerfall der Sowjetunion“.
Sergej Kisima betonte, dass in einigen Ländern nationalistische Organisationen immer mehr an Bedeutung gewinnen. „In der Sowjetunion gab es solch einen Begriff wie Skinheads nicht. Nationalistische Ideen, die von dieser Organisation heutzutage propagiert werden, waren für die Zeit fremd und ihr Auftauchen war einfach unmöglich“, betonte der Wissenschaftler.
Ihm zufolge existierte zu Zeiten der Sowjetunion ein genaues Konzept zur Schaffung der Sowjetnation, das trotz aller Schwierigkeiten ziemlich erfolgreich verwirklicht wurde. Wenn es die UdSSR bis jetzt gegeben hätte, so würden Ehen zwischen Nationen beliebter. Synthese und Erfassen von verschiedenen Kulturen trugen zur Entwicklung der Musik, Literatur, Kunst, Filmkunst bei.
Sergej Kisima unterstrich, dass wirtschaftliche und soziale Faktoren beim Zerfall der Sowjetunion nicht ausschlaggebend waren. Aber rechtzeitige Agrarreformen, die in der Zeit von China ergebnisreich durchgeführt wurden, hätten zum Beispiel geholfen, dies zu vermeiden. „Das Wesen der Reform ist einfach: Besitzern kleiner eigener Landstücke zu erlauben, Landwirtschafterzeugnisse anzubauen und bei ihrem Verkauf zu helfen. Die Volksrepublik China fürchtete nicht zu riskieren und wurde binnen drei Jahre Reformzeit zu einem der größten Exporteure von Landwirtschaftserzeugnissen. Sowjetische Regierung wusste über die Erfolge Chinas Bescheid, aber verbot aus politischen und ideologischen Gründen, ihre Erfahrungen zu nutzen“, sagte er.
Zu einem weiteren Grund für Zerfall der Sowjetunion gehört Truppeneinzug in Afghanistan. Dieser Beschluss wirkte sich nicht so stark auf die Wirtschaftslage im Land, sondern aufs politische Ansehen des Staates auf der Weltarena aus.
Der Zerfall der Sowjetunion beeinflusste nicht nur die UdSSR-Staaten, sondern auch weiteres politisches Auftreten westlicher Staaten. Dem Politologen zufolge, fühlten sich die USA als Sieger im Kalten Krieg und begannen, ihre inneren Ressourcen unvernünftig einzusetzen, was im Weiteren zum weltweiten Wirtschaftskrise führte.
Sergej Kisima denkt, dass man Nostalgie nach der Sowjetunion nicht vermeiden muss. Ein jeder Staat sollte aus der Vergangenheit positive Erfahrungen nehmen und versuchen, diese in die Praxis einzuführen.
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